„Entweder du gehst oder du ersäufst.“
Zeitzeuge Josef Stecher
In den 1940er-Jahren spielt sich im Vinschgau eine Tragödie ab: Fast über
Nacht werden die Dörfer Graun und Reschen durch ein staatliches Stauseeprojekt
unter Wasser gesetzt. Als der Elektrokonzern Montecatini das Becken, in dem
die Dörfer stehen, erstmals probeweise und ohne Vorwarnung flutet, leben die
meisten Menschen noch in ihren Häusern. Ihrer Lebensgrundlage beraubt,
verlassen die Einwohner Haus und Hof und ziehen in die hastig neu errichteten
Dörfer oder weiter fort. Wer keine Bleibe hat, wird übergangsweise in Baracken
untergebracht.
„Das versunkene Dorf“ erkundet die Ereignisse rund um die Seestauung und spürt
den menschlichen Schicksalen nach: Wie sind die „Hinausgewässerten“ mit
Ungerechtigkeit, Heimatverlust und Neuanfang zurechtgekommen? Was bleibt, ist
der Turm im See: Für die einen ein Kuriosum mit touristischem Potenzial, für
die Vertriebenen ein Mahnmal, das sie täglich an ihren Verlust erinnert.