Sowjetische Alpinisten 1928–1953
Vom Kaukasus bis in den Pamir und vom Tien-Shan zurück nach Moskau, St.
Petersburg und Kiew: Die Geschichte der sowjetischen Bergsteiger und ihrer
Formen von Gemeinschaft gewährt zum einen neue Einblicke in die Kultur-,
Alltags- und Sozialgeschichte der stalinistischen Sowjetunion und in die
Lebenswelten eines Teils der intellektuellen Elite, zum andern in die
unterschiedliche Symbolik und Funktion dieser nichtrussischen Bergperipherien
für das Selbstverständnis des multinationalen sowjetischen Herrschaftsgebiets.
Das Machtzentrum Moskau ist dabei geographisch oft weit entfernt und doch
stets präsent – ob in der politischen Symbolik vertikaler Berghierarchien (so
am Pik Stalin mitten im Pamir) oder in den Repressionen des `Grossen Terrors`,
der auch die Alpinisten traf.
Die Studie stellt die Bergsteiger als erfolgreiche Akteure in eigener Sache
ins Zentrum und eröffnet so eine Perspektive auf die Ebene zwischen Individuum
und Staatsmacht im Stalinismus. Sie zeigt, wie die staatlichen
Monopolorganisationen im Bereich des Sports und der Freizeit nicht nur der
Kontrolle und Sozialisierung ins Sowjetsystem dienten, sondern auch als
Ausgangspunkt für eigene Aktivitäten und manchmal sogar als halböffentliche
Nischen des Rückzugs und der Kritik genutzt werden konnten. Der zeitliche
Bogen spannt sich von den zwanziger bis zu den ausgehenden fünfziger Jahren
des 20. Jahrhunderts. Ein ausführliches Einleitungskapitel bietet ausserdem
einen Einblick in die Entstehung des russländischen Bergsteigens vor der
Revolution.