Was Menschen am Everest suchen, finden und verlieren
Warum wir so verdammt hoch hinaus wollen
Sie kommen von überall her, gehören unterschiedlichen Religionen und Kulturen
an und haben verschiedene Weltanschauungen. Männer und Frauen, die eines
gemeinsam haben: Ihr Ziel ist der höchste Berg der Welt. Alle wissen: Der
Gipfel ist weit und der Tod nah. Die Extremsituation am Berg konfrontiert sie
mit existenziellen Fragen, die uns alle beschäftigen: Fragen nach Zufall und
Schicksal, Angst und Selbstüberschätzung, Verantwortung und Sinn, Leben und
Tod.
Was geht in Menschen vor, die sich freiwillig in Lebensgefahr begeben, um den
höchsten Berg der Welt zu besteigen? Im Frühjahr 2010 hat Roger Repplinger an
einer Everest-Expedition teilgenommen. Er beschreibt, wie es ihm im Basislager
auf 5.000 Metern und im Advanced Base Camp auf 6.400 Metern Höhe erging. Er
führte dort mit Bergsteigern, Bergführern und Sherpas intensive Gespräche. Er
fragte nach ihrem Umgang mit Gefahr, Ehrgeiz, der Angst vor dem Tod, der
Verantwortung gegenüber Familie und sich selbst, den Einsichten, die man
gewinnt, wenn man sich seinen Ängsten stellt; er fragte nach dem, was man am
Berg verliert, und nach Gott.
Roger Repplinger hat kein Buch nur für Bergsteiger geschrieben, und er führt
uns keine Helden vor. Es geht ihm um die Grundfragen menschlicher Existenz. Am
Berg müssen wir Antworten auf Fragen finden, denen wir sonst ausweichen. Am
Berg können wir diesen Fragen nicht ausweichen, weil wir mit dem Rücken an der
Wand stehen. Und nur wer schon ein paar Antworten hat, kommt nach oben.