Herausforderung Gasherbrum
Für die Geschichte des Höhenbergsteigens war es eine Sensation, in den Ohren
der Kritiker klang es wie Hohn, als Reinhold Messner und Peter Habeler 1975 am
Gasherbrum I das Unmögliche vollbrachten: erstmals zu zweit einen
Achttausender ohne Fixseile, ohne künstlichen Sauerstoff und ohne zuvor
eingerichtete Lager – eben ein Gipfelsturm -by fair means.
Es sollte ein Ringen um den Gipfelsieg mit ‹fairen Mitteln› werden. Mann gegen
Berg, ohne fremde Hilfe. Mit diesem tollkühnen Plan brach Reinhold Messner mit
der lang gepflegten Tradition der Höhenexpeditionen und Belagerungstaktiken,
die bis dahin im Himalaja praktiziert worden war.
Messner wollte den Beweis erbringen, dass eine Zweierseilschaft im Alpinstil
wesentlich schneller, flexibler und erfolgreicher in großen Höhen sein kann
als eine Besteigung im trägen, logistisch extrem aufwändigen und
kostenintensiven Expeditionsstil. Den hatte Messner selbst im Rahmen einer
Großexpedition am Lhotse miterlebt – das zähe Scheitern dieser Unternehmung
lenkte sein Denken in eine neue zukunftsweisende Richtung: Mit seinem Partner
Habeler nahm er noch im selben Jahr den Gasherbrum I (Hidden Peak) im
Karakorum in Angriff und stand nach nur wenigen Tagen auf dem 8068 Meter hohen
Gipfel. Wie die beiden damit schlagartig den Risikoeinsatz erhöhten und mit
einer neuen Dimension der Gefahren konfrontiert wurden, schildert Messner in
seinem packenden Bericht über das spektakuläre Wagnis. Darüber hinaus fasst er
erstmals fachkundig und präzise zusammen, welche bergsteigerischen Höhepunkte
die Gasherbrum-Gruppe sonst noch erlebte.