Zwei Jahre im ewigen Eis 1908-1909
Als erster Mensch den Nordpol erreichen… Mit weniger wollte sich Peary nicht
zufrieden geben, als er im Juli 1908 von New York aufbrach. Hunderte Kilometer
arktischer Eis- landschaft lagen vor ihm. Die wollte er zunächst per Schiff,
dann zu Fuss überwinden. Das Ziel: 90 Grad nördlicher Breite, ein Punkt
irgendwo im Nirgendwo…
Fürchterliche, oft tagelang anhaltende Schneestürme, rauhes, zu Bergen
getürmtes Eis, arktische Kälte mit Temperaturen bis zu 50 Grad unter Null,
plötzlich aufreißende Wasserarme, die den Marsch aufhalten und nur auf
Eisschollen zu überqueren sind, hastig zusammengebaute Iglus als Unterkünfte
und Schutz gegen die Naturgewalten – all dies bildet den äußeren Rahmen zur
sechsten Arktisreise des amerikanischen Marine-Ingenieurs Robert Edwin Peary
1908/1909. Während der vorausgegangenen zweieinhalb Jahrzehnte war er bereits
fünfmal im hohen Norden gewesen, hatte Grönland erforscht und seine Inselnatur
bewiesen und war schon einmal bei dem Versuch gescheitert, auf unsicherem Eis
zum Nordpol zu gelangen. Dieses Mal sollte der inzwischen 53 Jahre alte, zähe
Amerikaner sein Lebensziel erreichen:
Auf einer waghalsigen Fahrt durch die Passage zwischen Grönland und der 850 km
langen Ellesmere-Insel kämpft sich Peary’s kleines Schiff «Roosevelt» nach
Norden, stets auf der Flucht vor treibenden Eisbergen, die es zu zerschlagen
drohen. Bei Kap Sheridan, der äußersten Ecke des amerikanischen Kontinents,
muss Peary überwintern.
Ende Februar 1909 bricht er zum Marsch durch die mörderische Eiswüste auf, und
am 6. April stehen er und seine Begleiter als erste Menschen am nördlichsten
Punkt der Erde. Ein generalstabsmäßig geplantes Unternehmen, getragen von Mut,
Todesverachtung und Ausdauer, hat sein glückliches Ende gefunden.
Dennoch mischt sich Bitterkeit in das strahlende Gefühl des Sieges:
Eines der Expeditionsmitglieder bricht auf dem Rückmarsch durch das Eis und
ertrinkt elend im Polarmeer.