Ein Russe war der Erste, der im Bergell breit fotografierte: der zaristische
Finanzbeamte Anton von Rydzewski (1836 – 1913) aus Sankt Petersburg, der
später in Dresden lebte. Vor gut hundert Jahren machte er im damals kaum
beachteten Tal 2000 Aufnahmen, die ein Jahrhundert lang vergessen oder
verschollen waren.
Bei der Arbeit am Wanderbuch «Grenzland Bergell» stiessen Ursula Bauer und
Jürg Frischknecht auf über 400 Rydzewski-Fotografien: im Museum Alpin in
Pontresina, im Museum für Kommunikation in Bern, im Bergell und schliesslich
dank Zufall und Glück bei Nachfahren in Berlin. Aus diesen Funden entstand die
viel beachtete Ausstellung «Ein Russ im Bergell», die in Maloja und Chiavenna
zu sehen war. Nun stellen Bauer und Frischknecht den ersten Fotografen des
Tals in einem Buch vor.
Erst mit fünfzig Jahren verfiel «der Russ» den Bergen und kam so ins Bergell.
Dank dem legendären Führer Christian Klucker gelangen ihm zahlreiche
Erstbesteigungen. Der Alpinist fotografierte nicht nur Gipfel und Gletscher,
sondern auch Land und Leute: Steinbrucharbeiter und Hotelangestellte,
einheimische Familien, Bergführer und Hirten, Schmuggler und Grenzbeamte – und
als frühe «Reportage» einen Bergamasker Alpaufzug. Die Hälfte der heute
bekannten Originalabzüge entstand bis 1900. Rydzewski träumte von einem reich
bebilderten Prachtsband «Das Bergell».
Das Fotobuch «Ein Russ im Bergell» stellt den beinahe vergessenen Alpinisten,
Fotografen und Publizisten vor und macht über hundert Aufnahmen zugänglich.
Herausgegeben von Ursula Bauer und Jürg Frischknecht
Ausstattung: 128 Seiten, Hardcover mit Fadenheftung
Format: 24 x 22 cm