Der Kangchenzönga, Romano und ich. Oder unser 15. Achttausender
8000 drüber und drunter oder die wahren Herausforderungen des Lebens
Diese Geschichte beginnt (schlecht) und endet (gut) auf dem Kangchendzönga,
dem dritthöchsten Gipfel der Welt. Es ist eine epische Geschichte, die nicht
nur vom Bergsteigen erzählt, sondern auch von Partnerschaft, Liebe und von
innerem Wachstum.
Wir schreiben das Jahr 2009, Nives Meroi gilt als Favoritin, als erste Frau
alle 14 Achttausender zu besteigen – ein Meilenstein, den die Medien als
«Wettlauf» inszenieren. Wie immer nimmt sie auch den Kangchendzönga, ihren
zwölften Achttausender, gemeinsam mit ihrem Mann Romano Benet in Angriff, wie
immer ohne Höhenträger, ohne künstlichen Sauerstoff.
Wenige hundert Höhenmeter unterhalb des Gipfels fühlt sich Romano nicht gut
und beschließt umzukehren. Wie entscheidet sich Nives nun? Erobert sie alleine
einen weiteren Gipfel, der sie dem «Sieg» näherbringt – so wie es ihr viele
andere, auch ihr Mann Romano geraten hätten? Nein, sie zögert keine Sekunde:
Sie steigt aus dem Achttausender-Wettkampf aus, da sie Romano weder allein
absteigen noch warten lassen will. Damit schließt der erste Akt dieser
Geschichte.
Diesem folgen drei weitere, die von der heimtückischen Krankheit bestimmt
werden, die Romanos Leben bedroht und das Paar vor größere Herausforderungen
stellt als alle 14 Achttausender zusammen; nun gilt es, einander beizustehen,
beharrlich und geduldig zu warten, sich zu stärken. Um dann zum glücklichen
Ende zu gelangen: Im dritten Anlauf – der «Wettlauf» um die 14 Achttausender
ist längst entschieden – erreichen Nives Meroi und Romano Benet 2014 endlich
den Gipfel, der sie so lange warten ließ: den Kangchendzönga. Außer
Konkurrenz, aber am Ziel ihrer Träume. Und unendlich dankbar.