Schon in den Jahren 1941-42 wurde von höchster Stelle die Notwendigkeit
erkannt, zuoberst am Piz Cristallina einen strategischen Beobachtungsposten zu
bauen, doch aus ‚Bern‘ kam keine Reaktion. Die einheimischen Bauunternehmer
weigerten sich wegen der hochalpinen Schwierigkeiten, solch ein Projekt
anzugehen. So beschloss Hauptmann Gansser, das Projekt mit Hilfe seiner Leute
selber anzugehen, nicht zuletzt, um den Zusammenhalt und die Stimmung in
seiner Kompanie zu fördern. Nach 30 Tagen Bauarbeiten fand die Einweihung am
31. Oktober 1943 statt.
Ein geheimer Bau nordseitig sechs Meter unter dem Gipfel der Cristallina (2911
m), einem der bekannten Tessiner Gipfel, im Schnittpunkt der vier Täler
Bavona, Peccia, Sambuco und Torta. Seit fast 69 Jahren bietet das Rifugio
Camosci Schutz, Unterkunft und Aussicht, aber auf der Landeskarte und in den
Führern ist es nicht zu finden. Nach dem Krieg musste das Holzhüttlein einige
böse Zeiten durchmachen, trotz gelegentlicher Verbessungsarbeiten. Zuletzt
wäre es fast den Hang hinuntergerutscht. Doch jetzt ist das Rifugio Camosci
wiedergeboren. So heisst auch der Titel einer sehr hübsch gemachten Broschüre
von Giovanni Kappenberger, Glaziologe, Meteorologe und Lawinenkundler, über
das Militärhüttchen auf hoher Warte. Es ist immer offen, bietet 4 (sehr
bequem) bis 8 (eng) Schlafplätze; Schlafsack, Gaskocher und etwas Holz für den
Ofen muss man selber hochtragen. Reservierung ist nicht möglich; beim
Hüttenwart der Capanna Cristallina weiter unten kann man sich aber
informieren.