Reinhold Messner – Wer ist dieser Mann? Woher kommt er? Was treibt ihn an?
Nickel versucht das alles zu leisten mit einer Mischung aus Archivmaterial,
dokumentarischen und szenischen Elementen: Neben Reinhold Messners
persönlichem Archiv mit Tausenden von Fotos, die von seiner Kindheit über
sämtliche seiner Expeditionen reichen, sind private Filmdokumente eingewoben,
die bislang noch nie zu sehen waren.
Formal ist Messner in Kapitel unterteilt, philosophisch betitelt mit Moral,
Verantwortung oder Erkenntnis. Leider wird diese Struktur im Verlauf des Films
aufgegeben zugunsten einer chronologischen Nennung der Gipfel, die Messner
bestiegen hat. Man lernt ihn als aufmüpfigen Aufwachsenden kennen, der der
konservativ-spießigen Enge des Bergdorfs, in dem er aufwächst, mit allen
Mitteln entfliehen will. Das heißt: Raus in die Freiheit der Berge, auf die
Gipfel, in die Unabhängigkeit, in das Alleinsein. Ein Merkmal des Bergsteigers
Messner war und ist nämlich, dass er seine Vorhaben am liebsten alleine
angeht.
Messner beginnt beeindruckend: auf einem schneebedeckten Berggipfel der
Tiroler Alpen stapft ein klitzekleiner Mensch in Richtung Gipfel. Als winziges
Wesen ist er umgeben von riesiger Natur. Die Marschrichtung des Films ist
damit vorgegeben: es geht um das Verhältnis des Menschen zur Natur, auch zur
eigenen. Bezogen auf Messner: Was treibt ihn an? Was sind innerliche wie
äußerliche Hindernisse, die er überwinden muss? Wie funktioniert der Charakter
Reinhold Messner? Diesen grundlegenden Fragen standesgemäß ist der Film
eingerahmt von Zitaten aus Albert Camus› Mythos des Sisyphos. Ein Ziel von
Regisseur Nickel ist die Überhöhung eines Individuums zum Exempel, die
Beleuchtung eines Innenlebens, das vom Film als archaisch, fast schon
mythologisch eingestuft wird.
ca. 108 Min., mit Bonusmaterial