Als Reinhard Karl 1982 am Cho Oyu von einer Eislawine erschlagen wird,
bedeutet das nicht nur das Ende einer grossen Alpinistenkarriere, sondern auch
den Verlust eines sensiblen Literaten und Fotografen, der wie kein Zweiter
verstanden hat, das Lebensgefühl nicht nur seiner Bergsteigergeneration in
Wort und Bild festzuhalten.
Reinhard Karl, charismatischer Freikletterer der ersten Stunde, Eröffner der
ersten Alpenroute im VII. Grad und erster Deutscher auf dem Everest, ist bis
heute Idol vieler Bergsteiger geblieben. Seine Bücher haben auch nachfolgende
Generationen von Kletteren massgeblich beeinflusst, seine Fotos weisen in
ihrer Modernität über die damalige Zeit hinaus. Legende wurde er nicht zuletzt
durch sein kritisches Hinterfragen des Bergsteigens auch
im Kontext gesellschaftlicher und politischer Veränderungen. Der bewusst
subjektive Blick auf die Welt und das Thematisieren
seiner Ängste trugen ihm den Ruf ein, die alpine Literatur revolutioniert zu
haben.
Der aus Anlass seines zwanzigsten Todestages erschienene Band der AS-Reihe
‹Bergabenteuer› macht die verstreut publizierten und lange vergriffenen
Originaltexte Reinhard Karls wieder zugänglich. Durch die Kombination mit
Stellungnahmen seiner Wegbegleiter und Tourenpartner wie Bernd Kullmann,
Wolfgang Nairz, Oswald Oelz, Jim Bridwell oder John Bachar sowie die
biografische Spurensuche Tom Dauers entsteht ein lebendiges Bild seiner Person
und seines bergsteigerischen Werdegangs – in der Absicht, das komplexe
Porträt, das Reinhard Karl mit seinenTexten und Fotos von sich selbst
gezeichnet hat, um weitere Zusammenhänge und Details zu bereichern.
(2. Auflg. 2007)