Reisekarten der Schweiz: von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert.
Das erste Beispiel einer Reisekarte ist die streifenförmige Tabula
Peutingeriana oder «Peutingersche Tafel» aus dem 12. Jahrhundert. Sie zeigt
das Strassennetz im spätrömischen Reich von den Britischen Inseln über den
Mittelmeerraum und den Nahen Osten bis nach Indien und Zentralasien.
Es dauerte dann bis Ende des 15. Jahrhunderts, bis aus den handgeschriebenen
und später auch gedruckten Itinerarien die ersten Pilgerkarten mit
geographisch richtiger Orientierung entstanden. Die Zunahme von Handels- und
Bildungsreisenden sowie die Pilgerfahrten bildeten den Hauptgrund zur
Entwicklung dieses Kartentyps.
Der aufkommende Fremdenverkehr in die Schweiz interessierte sich in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts neben den Städten sehr stark für das
Berner Oberland. Das lag an der aufkeimenden Naturbegeisterung der
Aufklärungszeit mit den relativ leicht erreichbaren, geheimnisumwitterten
Phänomenen der Gletscher und der Wasserfälle. Dazu entstanden rasch eine
umfangreiche Reiseliteratur sowie entsprechendes Kartenmaterial.
Mit dem 1863 gegründeten Schweizer Alpen-Club (SAC) wurden in der Schweiz
erste institutionalisierte Wanderkarten herausgegeben. Weil in den Anfängen
des Wanderns im heutigen Sinne das Routennetz noch nicht so dicht war,
kombinierten die Herausgeber oftmals den Sommer- mit dem Wintertourismus und
benannten ihr Werk treffend Exkursionskarten. Neben den Passübergängen,
Saumpfaden und Alpwegen gab es noch keine touristischen Informationen; eine
farbige Kennzeichnung von empfohlenen Wanderwegen erfolgte erst nach der
Jahrhundertwende.
Cartographica Helvetica, 2016. (Cartographica Helvetica. Heft 53).