Ich bin so alt wie das Jahrhundert
Am 14. Juni hat sich Ulrich Inderbinens Todestag zum 10. Mal gejährt. Zur
Erinnerung an den legendären Zermatter Bergführer erscheint nun eine
Neuauflage der deutschen Version seiner Biographie, die durch einen Nachtrag,
einen festen Einband und grafische Verbesserungen aufgewertet wird. Ulrich
Inderbinen war nicht nur ein aussergewöhnlicher Bergführer, der seinen Beruf
71 Jahre lang ausübte und noch im Alter von 90 Jahren das Matterhorn bestieg,
sondern auch Zeuge eines Jahrhunderts in dem sich sein Heimatort Zermatt von
einem armseligen Bergdorf zu einer luxuriösen Feriendestination entwickelt
hat.
Ulrichs Lebensgeschichte erinnert an längst vergessene Zeiten und ist
exemplarisch für das harte Leben der Schweizer Bergbauern zu Anfang des 20.
Jahrhunderts. Wer das heutige Zermatt kennt, kann sich kaum vorstellen, dass
die einheimische Bevölkerung vor 100 Jahren noch in grosser Armut lebte. Die
Kindersterblichkeit war extrem hoch und bis Ende des Jahres 1928 fiel das Dorf
von Oktober bis Mai in tiefen Winterschlaf – völlig abgeschieden von der
Aussenwelt, ohne Strasse und Zugverbindung. Nach der Lektüre der Biographie
schrieb daher einer von Ulrichs Bewunderern aus England: «It seems incredible
that a place has changed so much in one man’s lifetime.» («Es erscheint
unglaublich, dass ein Ort sich in der Lebensspanne eines Menschen so sehr
verändert hat.»)