Mehrere fünf bis zehn Meter hohe Eisberge standen im Mai 2021 auf dem gefrorenen See beim Chüebodengletscher in der Nähe des Gerenpass, der das Wallis mit dem Tessin verbindet.
Hinter dem seltenen Phänomen steckte ein Ereignis im November 2020: Die Gletscherzunge, die unter Wasser bis weit in den See hinausragte, wurde vom Wasser unterspült und schliesslich angehoben. Die Eismassen zerbarsten nach dem Anheben der Gletscherzunge zu einzelnen Eisbergen, die aufgrund des Wasserauftriebs an die Oberfläche des Sees gelangten. Als die Oberfläche im Verlauf des Winters einfror, verfestigten sich die Eisberge zu einem bizarr anmutenden Gebilde.
Vom Sommer 2021 bis in den Herbst 2022 dokumentierte Giovanni Kappenberger das langsame Verschwinden der Eisberge. Er spricht von der «Poesie des Gletschereises», von einem Schwanengesang auf die unter der Klimaerwärmung sterbenden Gletscher.
«Die kurze Existenz dieser Eisriesen mit wissenschaftlicher Neugier zu dokumentieren, schien mir eine pflichtbewusste Hommage, die ihrer Schönheit würdig ist. Auch wenn jetzt alles so still und ewig erscheint, ich weiss nur zu gut, wie vergänglich das Gleichgewicht dieser Skulpturen ist. Sie sind dazu bestimmt, vor meinen Augen zu verschwinden und nur in meinen Erinnerungen die Spur dieser erstaunlichen Poesie des Eises zu hinterlassen».
204 Seiten
150×210 mm.
Softcover / Klebebindung