Wenn Alex Honnold in eine Wand einsteigt, gibt es kein Zurück. Der
sympathische 30-Jährige hat die puristischste Form des Kletterns, ohne Seil
und Sicherung, in neue Dimensionen geführt. Nun blickt der Star der Szene auf
die Highlights seiner Karriere zurück, wie die 400 und 900 Meter langen Free-
Solo-Begehungen von »Moonlight Buttress« in Utah und »The Nose« im Yosemite-
Nationalpark sowie die »Fitz Traverse« im Alpinstil mit Tommy Caldwell in
Alaska. Er verrät, wie er den Spagat zwischen Abgrund und Privatleben schafft.
Und erklärt eindrucksvoll, warum Risiko oftmals auch Gewinn bedeuten kann und
wie man in Extremsituationen fokussiert bleibt.
Der Grund für Honnolds kometenhaften Aufstieg ist, dass er die extremste und
gefährlichste Form des Kletterns weit über die Grenzen dessen vorangetrieben
hat, was zuvor vorstellbar war. Free solo klettern heißt ohne Seil klettern,
ohne Partner und ohne »Hardware« wie Haken, Keile oder Klemmgeräte, mit denen
man sich an der Wand sichert. In ihrer extremen Einfachheit kann diese
Einstellung zum Sport von jedem zufälligen Beobachter verstanden werden. Die
Risiken sind absolut: Wenn du fällst, stirbst du.
Was Alex fertigbrachte, war, weit schwierigere und auch längere Routen free
solo zu klettern, als irgendjemand vor ihm je für möglich gehalten hatte. Bis
jetzt ist er heil davongekommen, auch wenn einige seiner besten Freunde
befürchten, dass er dabei umkommen wird.
Free solo ist weit mehr als ein akrobatisches Kunststück. Es bedeutet,
Klettern auf seine elementarste Herausforderung zu reduzieren: ein Mann (oder
eine Frau) gegen den Fels, nur mit Kletterschuhen an den Füßen und – für den
besseren Halt – Magnesia an den Fingerspitzen. Es ist Klettern in seiner
ursprünglichsten, reinsten Form.