Ausstellungskatalog
Wandernd Kunst erleben: «Arte Albigna» führt als Kunstraum unter freiem Himmel
von der Talstation ewz Seilbahn Albigna in Pranzaira (1200 m) hinauf zur
Staumauer (2165 m) bis zur SAC-Hütte Capanna da l’Albigna (2333 m) und
erstreckt sich über die unmittelbaren Wanderwege.
Eine eindrückliche Berglandschaft, umgeben von erhabenen Gipfeln, und ein
atemberaubendes Farbenspiel: Die Albigna-Region inspirierte als Motiv schon
Giovanni Giacometti, so in seinen Gemälden «Blick auf Albigna und die
Bondasca-Gruppe» von 1914 und «Albigna-Tal» von 1932, und verführte
zahlreiche BergsteigerInnen zu wagemutigen Erstbesteigungen.
Seit 1961 wird der Stausee mit seiner einzigartigen Form zum geografischen
Verortungspunkt: Wo früher ein tosender Wasserfall herunterstürzte, der bei
Unwettern zu verheerenden Hochwassern im Tal führte, wurde zunächst ein
kleiner Schutzdamm und später, 1955–1961, eine gewaltige Gewichtsmauer auf
Granitfundament errichtet. Diese hält das Gletscherwasser auf und macht die
Kraft des Wassers für die Stromgewinnung nutzbar. Der Bau der
Elektrizitätswerke durch die Stadt Zürich veränderte das Leben im Bergell
grundlegend. Technik und Industrie, ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft und
das soziale Leben, der Alpinismus und die Natur in Verbindung mit der Technik
bieten inhaltliche Anknüpfungspunkte der Ausstellung «Arte Albigna».
Das ortsspezifisch angelegte Kunstereignis richtet sich an Alpinisten,
Wanderer, Tagestouristen, Einheimische und Kunstinteressierte. Es handelt
sich nach «Arte Hotel Bregaglia» (2010–2013) und «Video Arte Palazzo
Castelmur» (2013/2015) um das dritte Ausstellungsprojekt des Vereins Progetti
d’arte in Val Bregaglia.
Die sorgfältig gestaltete Publikation, versehen mit herausragenden
Werkabbildungen, Werkbeschreibungen und eine Foto-Insert, ist nicht nur
Ausstellungskatalog. Mit seinem Referat «Arte Albigna, das Bergell und die
Zukunft der peripheren Regionen in den Alpen. Welchen Beitrag können Kunst und
Kultur dabei leisten?» verweist der bekannte Alpenforscher, Werner Bätzing,
auch auf die zukünftige Entwicklung des Bergells und die Chance
zeitgenössischer Kunst für dieses Tal.
Der zu den vielseitigsten und experimentierfreudigsten Autoren der Schweizer
Gegenwartsliteratur gehörende Autor Tim Krohn verknüpft in seiner Geschichte
«Michael Panda am Lägh da l’Albigna» mit Spannung Begebenheiten des
Ausstellungsprojektes mit seinen eigenen Beobachtungen und Erfahrungen vor
Ort.