Luoghi abbandonati in una valle alpina
Wir erleben heute einen in der Menschheitsgeschichte einmaligen Rückgang des
bäuerlichen Lebens und der ländlichen Kulturen. Die Kleinbauern geben ihre
Höfe auf und ziehen in die Städte. Diese aktuelle Migrationswelle hat eine
bisher wenig beachteteVorgängerin im südbündnerischen Calancatal. Seit einigen
hundert Jahren sind grosse Bevölkerungsteile aus den Tälern der Alpensüdseite
in die städtischen Zentren abgewandert. Als Folge des Zusammenbruchs der
Berglandwirtschaft vollzieht sich ein grundlegender Landschaftswandel: Wiesen
und Weiden werden wieder von Wald überwachsen, Alpwege verschwinden,
Landwirtschaftsgebäude zerfallen.
Doch nur in wenigen Regionen ist dieser Vorgang auf so dramatische Weise
sichtbar wie im Calancatal, wo die vorliegenden Fotografien von Oliver
Gemperle entstanden sind. Neben dem dokumentarischen Wert dieser Aufnahmen
steht für den Fotografen im Vordergrund, dass die Bilder die Vergänglichkeit
und das an sich unsichtbare Wesen der Zeit visualisieren. Das fotografische
Inventar der verlassenen Orte des Calancatals lotet dadurch gekonnt die
Schnittstelle zwischen Dokumentar- und Kunstfotografie aus.
Fotografien von Oliver Gemperle; Texte von Markus Rottmann und Oliver Gemperle
deutsch / italienisch; 168 Seiten, 63 farbige Abbildungen, 25 x 39 cm;
Leinenband mit Banderole