Aufwändig gestalteter, grossformatiger Fotoband über das abgeschlossene Bergtal mit dem Titlis als Hausberg.
Matter does matter. Der Schneefirn am Titlis, Trudi braungebrannt, Licht, Luft, Sonne verbunden mit Geschwindigkeit und Sauberkeit der Form – das Engelberg aus der Hochzeit der Schweizer Graphik gehörte Herbert Matter (1907-1984): Photo und Graphik, konsequente Kleinschreibweise, Plakat mit Panorama oder Porträt, Collage, V-Effekte via Negativ-Positiv-Spiele sowie Ausflüge ins Gesamtkunstwerk, als Matter 1930 das Tearoom der Eltern à la El Lissitzky ausgestaltet: Lounging avant la lettre.
Lange hat niemand das Erbe des Gestalters angenommen. Engelberg blieb hinter dem Postkartenblick unbesehen. Jetzt aber ändert sich das. Eine Gruppe hiesiger und fremder Photographen, Graphiker, Autoren fühlen dem aktuellen Engelberger Geist und den Engelbergern aus fünf Kontinenten erneut den Puls der Zeit.
Das Photokonzept von Derek Li Wan Po (Mauritius und Kanada) und Daniel Infanger (Engelberg und Basel) pendelt zwischen aussen und innen, zwischen Hochsaison und Bergstation, zwischen glücklich eingefahrenen Porträts und recherchierten Indoor- und Pleinairszenerien. Der Vektor reicht vom Savoir vivre bis zur Kur, schliesst das Leben der Einheimischen, Gastarbeiter und Gäste in die Einheit von Zeit und Ort mit ein: Wohnungen, Küchen, Bahnen, das Kloster, die Disco und als unverkennbares Buchzeichen die Berge zwischen 1999 und 2000. – Juri Steiner