Eine Heimatkunde
Weiden und Vieh auf der einen Seite. Après-Ski-Hütten und Reklametafeln auf
der anderen. Der Ort des Geschehens ist derselbe: Die Alpen. Nur wenige
Jahrzehnte trennen die alte Welt von der neuen – und doch eine ganze Ära. Das
bäuerliche Leben in einer intakten Natur, dokumentiert in alten Schwarz-Weiß-
Fotografien, ist passé. Lois Hechenblaikner zeigt uns die frappierenden Folgen
der Alpenbewirtschaftungsindustrie: In Gegenüberstellungen präsentiert er
jeweils ein altes Schwarz-Weiß-Foto neben einem aktuellen, selbst
fotografierten Farbbild und bezieht zwei formal analoge Szenerien aufeinander.
Die Ähnlichkeiten sind grotesk. Heute blüht nicht die Landschaft, sondern der
Massentourismus. Anstelle von Feldfrüchten harkt man jetzt das Weggeworfene
der Freizeitmaschinerie, die den Wunsch der Zugereisten nach Zeitvertreib auf
jedwede Art zu erfüllen sucht. Jede Doppelseite konfrontiert den Betrachter
mit einer neuen, bitterbösen, tragikomischen Pointe der Region ‹Hinter den
Bergen›.
Lois Hechenblaikner findet in der vorliegenden Arbeit einen individuellen
Ansatz im Bereich dokumentarischer Fotografie, in dem er eine
Gegenüberstellung historischer Aufnahmen mit seinen eigenen Bildern
konstruiert. Zwischen den verschiedenen Fotografietypen entsteht eine
furchtbare Spannung, die pures visuelles Vergnügen mit analytischer
Betrachtung verbindet.
Einen Viehmarkt stellt er einem Autoparkplatz gegenüber, Feldarbeiter den
Golfspielern, einen Traktor der Pistenmaschine – Symbole der Arbeitswelt gegen
Symbole der Freizeitgesellschaft, deren Erscheinungsbild von den Zeichen der
Werbeindustrie durchsetzt ist.