Franz Hohler ist ein ausdauernder Wanderer und passionierter Bergsteiger. In
diesem Buch führt er die Leserinnen und Leser «immer höher» – von einem Gipfel
wenige hundert Meter über Meer bis auf etliche Vier- und einen Fünftausender.
Es ist ein angenehmes, ruhiges, fast beschauliches Wandern, Gehen und
Klettern, mit offenen Augen und wachem Sinn: atmen, denken, sehen und auch
schweigen. Dort hinauf, wohin es eigentlich «keinen Grund zu gehen gibt» und
man trotzdem geht, dorthin, «wohin man nur mit Geduld kommt». Auf einen
Hausberg vielleicht, einen Traumberg oder einen Grat am Himmelsrand. Allein,
zu zweit, selbdritt. Mit dem Sohn, mit seiner Frau Ursula, mit Freunden. Oder
am Seil des Bergführers Adolf Schlunegger, mit Pickel und Steigeisen über
Abgründe balancierend.
Kein Bergdrama erzählt er, weder von Erfrierungen noch von Leichen oder
dramatischen Rettungsaktionen ist die Rede, wie man es von alpinistischer
Literatur erwartet. Immer höher steigt er, doch immer bleibt es «eine ganz
gewöhnliche Bergtour». Keine Heldenpose also. Dafür Poesie. Überraschende
Beobachtungen, ergreifende Stimmungen. Der Eiger im Mondlicht, die
Sonnenfinsternis auf dem Weisshorngipfel.Sein Blick vom Gipfel ist gelassen,
aber nie unkritisch. Er stellt fest, wie die Gletscher schwinden, stellt sich
vor, wie es sein wird, wenn es sie nicht mehr gibt. Wenn sich dafür die
Siedlungen im Tal «wie Gletscher der Eiszeit» ausbreiten. Er kehrt gerne
zurück ins Tal, nach einem Imbiss in einem Bergrestaurant vielleicht, beglückt
und mit neuen Traumbergen im Kopf.
«Darf man über so etwas überhaupt schreiben?», fragt er sich. Die Antwort ist
– unter anderem – diese Sammlung von Erlebnisberichten, unspektakulär und doch
so hautnah erlebbar, dass man wünscht, man wäre dabei gewesen, hätte mit ihm
geplaudert und geschwiegen, beobachtet, Tee getrunken, Dohlen gefüttert.