Der schmale Grat zwischen Risiko und Realität
Mit `Cold Wars` legt Kirkpatrick nach. Schonungslos und offen rechnet er mit
sich und dem Bergsteigen ab. Im Zentrum steht die Schattenseite der
leuchtenden Gipfel und grossen Abenteuer: Der immense Preis, der für das Leben
als Extremer zu bezahlen ist – als Vater, als Ehemann, als Mensch. Denn auf
den wochenlangen Trips zu extremen Routen verlassen ihn die Gedanken nie, dass
er die Familie verrät, den Kindern weh tut, sich vielleicht auch ins Verderben
stürzt. Warum er es nicht lässt – auch davon handelt das Buch. Die Antwort
heisst: atemberaubende Kletterabenteuer, unvergessliche Momente am Berg,
Freundschaft.
Seine Texte sind nichts für schwache Nerven, sie begeistern, packen,
schockieren, stimmen nachdenklich. Lachen und Weinen geben sich die Hand, auch
Humor und Philosophie. Die große Buehne für das Leben sind die Berge, und
Kirkpatricks Erzaehlungen seiner Abenteuer gehoeren zum Besten und
Ehrlichsten, was die derzeitige Alpinliteratur zu bieten hat. Ob es die
Schilderung des Beinahe-Erfrierens in einem Haengebiwak an einer winterlichen
Wand in Patagonien ist oder der Feuereifer des Ringens in einem der
schwierigsten Bigwalls der Alpen: die Worte fuehren in eine Welt jenseits der
Felsen, in die von Wollen und Scheitern, Halten und Lassen, vom Glueck der
Gipfel und der Angst, nie mehr wiederzukehren, seinen Sohn und seine Tochter
nie wieder zu sehen. Und so kommt es, dass zwischen den Bergtexten Erzählungen
des Alltags stehen: Ausfluege mit den Kindern, ein Fahrradunfall, Weihnachten.
Dass auch dort mehr improvisiert als geplant wird und alles anders kommt als
gedacht, ahnt jeder, der Kirkpatrick kennen gelernt hat. So viel Persoenliches
hat man zwischen Fels und Mensch selten gespürt.