Die einen lieben die Berge, die andern mögen sie nicht und den dritten sind
sie ziemlich egal und ziemlich weit weg. Ich selber habe ein seltsam
distanziertes Verhältnis zum Hohen und Steilen. In meiner Jugend verbrachte
ich einen grossen Teil meiner Zeit, die nicht mit Schule, Ausbildung und
sonstigen Alltagspflichten verplant war, in den Bergen. Ausgewachsen standen
die nächsten Felsen schon in Blickweite. Zwar sind die Höhen des Juras
bewaldet und auch die Schroffheit hält sich in Grenzen. Immer wieder aber
bricht Fels aus dem hügligen, dem moderaten Auf und Ab, ideales Gelände für
die ersten Kletterversuche. Aber schon bald werden aus Kraxeleien
ambitionierte Klettertouren und das Vorgebirge wird zum Übungsgelände. Mehr
soll es sein, höher hinauf, schwieriger die Tour, Höhenmeter werden zum
Ansporn. Alles wird an der Horizontalen gemessen. Die Berge werden zur
sportiven Herausforderung. Die Glieder schmerzen, die Augen brennen und die
Füsse bluten. Adrenalin wird freigesetzt. Sonne, Eis, Schnee und Fels setzten
sich in starken Bildern im Kopf fest, werden in schwarzen Nächten in
Berghütten zu Halluzinationen und Albträumen.
Für dieses STRAPAZIN haben wir Autorinnen und Autoren gesucht, die diesen
Moment auch suchen. Neben Illustration und Comic ist Fotografie ein wichtiges
Medium in dieser Nummer. Mit Reto Camenisch haben wir einen wichtigen
Vertreter der Schweizer Fotografie in STRAPAZIN, der sich mit dem Thema Berg
seit längerer Zeit auseinandersetzt. Demgegenüber gehört Bruno Augsburger zu
einer jüngeren Generation von Fotografen. Einen grossen Teil seiner Zeit
verbringt er in der Wildnis in Kanada und Skandinavien. Seine Bilder riechen
nach Schnee. Bei den Zeichnerinnen und Zeichner haben wir auf Vorhandenes und
Neues gesetzt. Es ist uns wichtig, verschiedene mediale Zugänge aufzuzeigen
und damit auch zu hinterfragen, was das jeweilige Medium besser oder anders
als sein Gegenüber kann.